GER 60 "Neptun"

Segelnummer GER 60
Name „Neptun"
Eigner Gerhard Hermann
Club SCK am Attersee
Baujahr 1941
Werft B+S Werft, Zoundourn/Holland
Material Oregon-Pine

Der Anfang

GER 60 (ganz links) am Starnberger See 1953

Als begeisterter Segler, und nach einer zweijährigen Bootseignerschaft mit einem 20er Jollenkreuzer, war ich auf der Suche nach einem eigenem Schiff. Eine Anzeige in der Süddeutschen Zeitung im Mai 1990, über den Verkauf eines Drachen lies mich aufhorchen. „Drachen" super schönes Schiff dachte ich, „reparturbedüftig", wird schon nicht so schlimm sein, und am Samstag nichts besonderes vor besichtige ich das Schiff am Ammersee. Da stand das Schiff, wunderschön blau lackiert in der Halle, segelfertig wie mir schien, von reparaturbedürftig nichts zu sehen, (mein Gott war ich blauäugig). Sicherheitshalber fragte ich auch den Werftbesitzer, bei dem das Schiff 12 Jahre in „Pflege" war und der es ablehnte da Schiff wieder zu wassern. Der war anderer Meinung, Zitat: „das Schiff ist nur mehr gut für die Motorsäge". Abwracken also, das schien mir dann doch zu krass, und da der Preis des Bootes nicht sehr hoch war (das heutige Äquivalent – 1 neues Drachengroßsegel) wurde ich mit der Eignerin – der das Schiff aus einer Scheidung zugesprochen wurde – einig, und ich war Besitzer eines Drachen.

Die Renovierung

Nun begann mein Leidensweg, 3 Jahre dauerte die Restaurierung, die nur in Zusammenarbeit mit dem Bootsbaumeister Wolfgang Meiller in Gauting möglich war. Junge Familie, zwei kleine Kinder und gleichzeitig Bootrenovieren, nur weil mir die Arbeit am Schiff Spaß machte und ich es unbedingt im Wasser schwimmen sehen wollte, teilte ich mir die Wochenenden zwischen Familie und Boot.

Bei der Renovierung wurde erneuert:

  • ca. 40 Spanten
  • 4 Bauchstücke wurden neu eingesetzt
  • die obere Planke Backbord und Steuerbord erneuert
  • die offenen Planken aufgefräst und Leisten eingeklebt
  • der Rumpf innen abgebeizt und komplett neu lackiert
  • sämtliche Decksbalken erneuert
  • der Bug und das Heck neu angefertigt
  • sämtliche Planken oberhalb der Wasserlinie neu verschraubt
  • das Deck komplett entfernt und neues Teakstabdeck verlegt.

Was habe ich daraus gelernt, reparieren kann man ein Holzboot immer, so kaputt kann es gar nicht sein, die damit verbundenen Kosten erwähnen wir mal lieber nicht, und was bleibt ist die Liebe zum Boot, es hängt halt viel Herzblut daran.

 

Segeln mit "Neptun"

"Neptun" am Steg vor dem UYCAS

Eine rege Regattatätigkeit folgte ab dem Jahr 1994. Regelmäßige Teilnahme der Regatten am Starnberger See, sowohl Drachen Rangliste als auchTraditions- klassenregatten. Erstmalige Teilnahme an der Int. Österr. Staatsmeisterschaft Drachen 1994, seither regelmäßiger Gast bei dieser wunderbaren Veranstaltung.

Zug um Zug wurde auch das Handling des Schiffes verbessert, ein neuer Mast mußte her – der alte war steif wie ein Telegrafenmast – Backstagräder wurden ausgebaut, ersetzt durch moderne Backstagführung, ja und zu guter letzt nach langer Überlegung vor 6 Jahren die Winschen ausgebaut. Jetzt segeln wir winchless, dem Schiff steht es gut, und wir (meine Vorschoter und ich) sind damit sehr zufrieden. Nur das Deck für eine Spiluke wurde nie aufgeschnitten, zu schade war mir das schöne neue Teakdeck aufzuschneiden. Wir fahren den Spi aus dem Cockpit, und das ist vergleichsweise komfortabel, wenn man sich alte Fotos ansieht wo die Vorschoter beim Spibergen am Bug knien.

"Neptun" vor St.Tropez 2004

Das Resümee nach über 20 Jahren Holzdrachen, fast jährlich seglerische Highlights bei diversen Traditionsklassenveranstaltungen am Attersee, Wolfgangsee, Traunsee, Mondsee und Starnberger See. Im Jahr 2004 die Reise nach St. Tropez zur 75 Jahre Jubiläumsfeier der Drachen. Von den über 190 Drachen durften die ca. 30 Holzdrachen am Stadthafen eine Woche lang liegen, ein Bild das sogar den Bürgermeister von St. Tropez beeindruckt hat.

 

Ja und GER 60 Neptun war das drittälteste Schiff nach 1936 und 1939.

 



"Neptun" beim Entenpokal des SCK am Attersee 2012

Und last but not least die freundliche Aufnahme in der Österr. Drachenflotte, das faire segeln ihrer Mitglieder auf den Regattabahnen.

 

Dazu möchte ich alle österr. Holzdracheneigner ermutigen, keine Angst vor Schäden am Schiff, in all den Jahren ist mir nicht einmal ein Kunststoffdrachen ins Schiff gefahren, sie nehmen alle Rücksicht auf unsere Schmuckstücke. Schon eher passiert es das Holzschiffeigener untereinander mal zuviel Eifer entwickeln.

 

Gerhard Hermann